Schlafapnoe – eine Erkrankung, die man (ich) nicht auf die leichte Schulter nehmen sollte
Ein vielleicht lebensrettender Tipp von meinem besten Freund
Ab ungefähr Sommer/Herbst 2024 litt ich tagsüber unter extremer Müdigkeit. Es wurde von Monat zu Monat immer schlimmer. Im Frühjahr 2025 war es so schlimm, dass ich teilweise beim Arbeiten am Bildschirm eingeschlafen bin ohne das zu merken. Beim abendlichen Fernsehschauen, habe ich maximal eine halbe Stunde durchgehalten, bevor ich eingeschlafen bin. Das lag nicht alleine an dem bescheidenen Fernsehprogramm. Auch beim Autofahren, aus dem nun mal die Hälfte meines Jobs besteht, musste ich in dieser Zeit teilweise längere Pausen einlegen. Das kannte ich aus den 25 Jahren, in denen ich den Job jetzt mache so nicht.
Natürlich haben das auch die Menschen in meinem Umfeld bemerkt, aber niemand konnte mir sagen, woran das liegen könnte, da ich nichts anders machte als vorher.
Auch mit meinem besten Freund Thomas habe ich intensiv überlegt und analysiert an was es liegen könnte. Zu einem schlüssigen Ergebnis sind wir dabei allerdings nicht gekommen. Irgendwann erzählte Thomas mir, dass sie Besuch von einem Bekannten hatten, der erzählt hat, dass er unter den gleichen Symptomen gelitten hat. Er hatte aber im Gegensatz zu mir die Lösung für sein Problem gefunden. Bei ihm hatten die Ärzte festgestellt, dass er an obstruktiver Schlafapnoe litt. Durch eine erfolgreiche Therapie konnte er von seinen Beschwerden befreit werden.
Das interessierte mich natürlich brennend. Thomas gab mir die Telefonnummer und ich rief bei seinem Bekannten namens Christoph an.
Ich denke, ich kann dieses Gespräch als eines der wichtigsten in meinem Leben bezeichnen, denn wie sich herausstellen sollte, litt ich unter der gleichen Erkrankung, nur in noch extremer Ausprägung. Laut verschiedener Ärzte wäre das Ganze unbehandelt bei mir nicht mehr lange gut gegangen. Aber der Reihe nach.
Was ist Schlafapnoe?
Bei einer Schlafapnoe kommt es während des Schlafs wiederholt zu Atemaussetzern (Apnoen), die meist durch eine Verengung oder vollständige Blockierung der oberen Atemwege entstehen – insbesondere im Bereich des Rachens und des weichen Gaumens.
Während des Schlafs entspannen sich die Muskeln im gesamten Körper, auch jene, die normalerweise die Atemwege offenhalten. Bei manchen Menschen erschlaffen diese Muskeln so stark, dass Zunge, Gaumensegel oder Rachenmuskulatur nach hinten sinken und den Luftstrom teilweise oder vollständig blockieren.
Zusätzlich können anatomische Faktoren wie ein enger Rachenraum, vergrößerte Mandeln, ein zurückliegender Unterkiefer oder Übergewicht das Risiko erhöhen. Dadurch wird die Luftzufuhr behindert, der Sauerstoffgehalt im Blut sinkt, und das Gehirn reagiert mit einem kurzen Weckreiz, um die Atmung wieder anzuregen. Diese Aufwachreaktionen unterbrechen den Schlaf häufig, bleiben aber meist unbewusst.
Langfristig kann unbehandelte Schlafapnoe zu ernsthaften gesundheitlichen Folgen führen. Dazu zählen:
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck,
- Herzrhythmusstörungen,
- Herzinfarkt oder Schlaganfall,
- Tagesmüdigkeit,
- Konzentrationsstörungen und Sekundenschlaf, was das Risiko für Verkehrs- und Arbeitsunfälle erhöht,
- Stoffwechselstörungen wie ein erhöhtes Risiko für Diabetes Typ 2,
- psychische Belastungen wie depressive Verstimmungen und verminderte Leistungsfähigkeit durch chronischen Schlafmangel.
Eine rechtzeitige Diagnose und Behandlung – etwa durch eine CPAP-Atemtherapie (Überdruckbeatmung), Gewichtsreduktion oder in bestimmten Fällen eine Operation – kann die Lebensqualität deutlich verbessern und schwerwiegende Folgeerkrankungen verhindern.
Die ersten Untersuchungen
Christoph, dem ich sehr dankbar für seine Tipps bin, hatte mir empfohlen, mich an die pneumologische Abteilung im Brüderkrankenhaus Trier zu wenden (Chefarzt Dr. med. C. Kaes). Das habe ich auch sofort nach unserem Telefonat getan.
Erste Überraschung: ich bin sofort durchgekommen und habe mit einer überaus freundlichen Dame telefoniert. Die erklärte mir schon mal die genaue Vorgehensweise und was ich im Vorfeld erledigen müsse.
Zweite Überraschung: auf meinen Untersuchungstermin musste ich nur sechs Wochen warten.
Im Vorfeld musste ich mich um eine Überweisung von einem Facharzt (also z.B. von einem HNO) kümmern. Keine Überraschung: in Trier ist so schnell (also innerhalb der sechs Wochen) kein Termin bei einem Facharzt zu bekommen. Allerdings konnte ich über die Plattform Doctolib einen Termin in zwei Wochen bei einem Arzt im Saarland buchen. Dieser untersuchte mich dann und stellte fest, dass physiologisch alles in Ordnung ist. Lediglich meine Nasenscheidewand sei etwas verkrümmt, das könne aber nicht zu meinen Beschwerden führen. Er stellte mir eine Überweisung für die Pneumologie in Trier aus.
Bei dem Termin im BKH folgte auf ein freundliches, kurzes aber informatives Arztgespräch die Einweisung in das Polygraphie-Gerät. Dieses benutze ich in der folgenden Nacht (zu Hause) und brachte es am nächsten Tag zur Auswertung der Daten zurück ins Krankenhaus. Die noch immer sehr freundliche Dame sagte mir, dass ich in etwa 8-10 Tagen mit einem Ergebnis rechnen kann.
Am nächsten Morgen klingelte mein Telefon: der Chefarzt persönlich. Da ist mir mein Herz schon ein bisschen in die Hose gerutscht – scheint dringend zu sein.
Ist es auch! Dr. Kaes informiert mich, dass ich unter schwerstgradiger Schlafapnoe leide. Genauer gesagt, habe er so einen krassen Fall noch selten gesehen und er sieht es daher als dringend geboten, dass ich schnellstmöglich behandelt werde.
Kurz zur Einordnung: ich hatte bei der Messung, in der ich knapp 8 Stunden geschlafen habe, 447 Atemaussetzer die teilweise knapp eine Minute dauerten. Anders ausgedrückt: ich habe in den 8 Stunden zusammengerechnet 2:45 Stunden gar nicht geatmet. Mein Sauerstoffsättigung im Blut ist auf 88% gesunken.
Es gibt dann noch einen errechneten Messwert, den AHI (Apnoe-Hyponoe-Index). Das genau zu erklären, würde jetzt zu weit führen. Nur so viel: ein AHI <5 gilt als normal. Ab einem Wert von 5 spricht man von Schlafapnoe. Mein Wert: 57,1… (ja, richtig gelesen!)
Wie ging es dann weiter?
Ok, es eilt also… Dr. Klaes erklärt mir, dass ich als nächstes eine Polysomnographie im Schlaflabor machen muss. Die Wartezeit beträgt aber ca. 1 Jahr. Daher werde er mich auf die Notfall-Liste setzen. So komme ich sofort an die Reihe, wenn jemand einen Termin absagt. Wow!
Dann stockt er und fragt: „Sind sie etwa bei der Techniker Krankenkasse versichert?“
Ich bejahe und frage ob das ein Problem sei. Es IST ein Problem, denn die TK ist die einzige Krankenkasse in Deutschland, die kein Schlaflabor bezahlt. Wie groß das Problem ist, zeigt sich erst in den folgenden Wochen.
Was bedeutet Polygraphie und Polysomnographie?
Polygraphie (Ambulantes Schlaf-Screening)
Ablauf: Der Patient erhält ein Gerät mit nach Hause. Nach Einweisung legt er dieses vor dem Schlafengehen selbst an.
Was gemessen wird: Das Gerät zeichnet wichtige Parameter auf:
- Atembewegungen (Brust- und Bauchgurt)
- Atemfluss über Mund und Nase
- Sauerstoffgehalt im Blut (mittels Fingerclip)
- Körperlage und Schnarch-Geräusche
Zweck: Anhand dieser Daten kann die Diagnose gestellt und der Schweregrad der Schlafapnoe bestimmt werden.
Polysomnographie (im Schlaflabor)
Ablauf: Der Patient verbringt eine oder mehrere Nächte stationär im Schlaflabor.
Zusätzliche Messungen: Im Schlaflabor werden weitere Parameter erfasst, die in der Polygraphie nicht gemessen werden:
- Hirnströme (EEG)
- Augenbewegungen (EOG)
- Muskelspannung (EMG)
- Herzaktivität (EKG)
- Beinbewegungen
Zweck: Die Polysomnographie liefert ein umfassendes Bild der Schlafphasen und der nächtlichen Aktivität und wird für eine genauere Abklärung oder bei bestimmten Fragestellungen eingesetzt.
Nach wochenlangem Kampf, vielen Schreiben, Telefonaten und Arztbesuchen kommt der Zufall mir zur Hilfe (mehr dazu in diesem Artikel: Unterlassene Hilfeleistung?) und ich finde eine Ärztin in Bad Neuenahr/Ahrweiler die mir weiterhelfen kann und will. Da sie die Praxis erst kürzlich eröffnet hat, bekomme ich auch sehr, sehr kurzfristig einen Termin. Im Endeffekt mache ich dann doch keine Polysomnographie sondern weitere Polygraphien und bekomme schließlich mein CPAP-Gerät.
Vereinfacht gesagt ist das eine Maschine die über eine Atemmaske kontinuierlich Luft in mich rein drückt. Dadurch wird ein Überdruck in den Atemwegen erzeugt um zu verhindern, dass die Atemwege „zu fallen“ und somit den Weg versperren (siehe Infobox: „Was ist Schlafapnoe?“).
Man sieht dann zwar aus wie der Pilot eines Kampfjets und viele Menschen haben auch Probleme sich an das Schlafen mit dieser Maske zu gewöhnen, aber wenns hilft…
Ich hatte zum Glück gar keine Probleme mich daran zu gewöhnen. Ab der ersten Nacht mit der Maske habe ich viel, viel besser geschlafen. In dieser ersten Nacht hatte ich sogar noch zusätzlich wieder das Polygraphie-Gerät an um zu sehen, ob sich was verbessert hat.
Und wie es sich verbessert hat! Mein AHI ist von (wir erinnern uns) 57,1 auf 1 (!) gesunken! Besser geht’s nicht.
Da ich immer sehr offen mit solchen Dingen umgehe, habe ich auch in diesem Fall kein Geheimnis aus meiner Erkrankung gemacht. Das führte, wie so häufig, dazu, dass ich eine ganze Reihe von Menschen getroffen habe die das gleiche Problem haben bzw. hatten. Auch sie nutzen, teilweise seit Jahren, ein CPAP-Gerät. Alle berichteten mir, dass es zu einer starken Verbesserung ihres Schlafs und somit ihrer Lebensqualität beiträgt. Die meisten sagten sogar, dass man sich schon nach der ersten Nacht mit diesem Hilfsmittel „wie ein neuer Mensch“ oder „wie ausgewechselt“ fühle.

CPAP-Gerät mit Maske (Symbolbild). Der Schlauch ist Wirklichkeit natürlich länger 😉
Ich finde schade, dass so wenige offen darüber sprechen. Nicht, weil ich denke, dass man jedes seiner Gebrechen oder Probleme offen zu Markte tragen sollte, sondern weil man anderen Menschen (wie in meinem Fall geschehen) evtl. damit helfen kann. Klar ist einem das vielleicht unangenehm oder peinlich – zu erzählen, dass man eine Maschine zum Pennen braucht. Klar berichtet man lieber über sportliche Erfolge, seine unglaubliche Fitness und unerschütterliche Gesundheit. Aber dafür gibts ja Instagram, TikTok und Co. Im wahren Leben sieht es bei den meisten dann ja doch etwas anders aus, blickt man mal hinter die Fassade… Und wer sucht sich seine Krankheiten schon aus? Warum sollte es einem dann peinlich sein? Jedenfalls sehe ich das so.
Ok, ok… in Fall der Schlafapnoe spielen natürlich die üblichen Verdächtigen eine große Rolle: Übergewicht, Alkohol, Rauchen, zu wenig Sport usw. Es ist also nicht zwingend eine Erkrankung die einen völlig unverschuldet trifft (wie übrigens sehr viele Erkrankungen). Aber wie würde eine Freundin von mir sagen (Spezialistin für Sprichworte und Redewendungen): „Wer ohne Schuld ist, grabe anderen eine Grube!“ LOL
Damit soll dieser kleine philosophische Exkurs auch beendet sein.
Zurück zum Thema: bei mir war es so, dass sich die Messwerte zwar schlagartig und sehr drastisch verbessert haben, von „einem neuen Menschen ab der ersten Nacht“ würde ich aber nicht sprechen. Nicht nur einige CPAP-Nutzer sondern auch die Ärzte hatten mir das prophezeit. Bei mir ging es etwas langsamer. Aber mein Zustand hat sich bis heute (ich nutze die Kiste jetzt seit knapp 3 Monaten) stetig verbessert.
An dieser Stelle möchte ich Thomas und Christoph nochmal von ganzem Herzen danken! Dafür, dass sie mir geholfen haben, mich in die richtige Richtung geschubst haben und mir wertvolle Tipps gegeben haben.
Vielleicht hilft mein kleiner Blog hier ja auch jemandem. Das wäre die schönste Belohnung für mich.
Also: bleibt oder werdet gesund!
Cheers!




