Unterlassene Hilfeleistung?

 

 

 

8. Oktober 2025

Mein persönlicher Kampf mit der Techniker Krankenkasse

Zunächst einmal muss ich sagen, dass ich mit der Technikerkrankenkasse (TK) bisher zufrieden war. Vor über zehn Jahren bin ich zu dieser Krankenkasse gewechselt, weil viele Leute sagten, die Techniker würde mehr Leistungen übernehmen als andere. 

Dieses Gerücht hält sich bis heute und führte dazu, dass sie mittlerweile die größte gesetzliche Krankenkasse Deutschlands ist (über 12 Mio. Versicherte). Ich vermute, dass dies auch der Grund dafür ist, dass es einige Besonderheiten gibt. Mit einer dieser Besonderheiten hatte ich in diesem Jahr extrem zu kämpfen.

 

Die Vorgeschichte

Angefangen hat der ganze Mist, als der Chefarzt der Pneumologie des Brüderkrankenhaus Trier mich anrief. Er hatte die Daten meiner Polygraphie ausgewertet und kam zu dem Ergebnis, dass ich unter einer so schwerwiegenden Schlafapnoe leide, dass schnellstmöglich eine Polysomnographie in einem Schlaflabor durchgeführt werden muss. Damit die Wartezeit auf einen Platz im Schlaflabor (ca. 1 Jahr) verkürzt wird, wollte er mich auf die Notfall-Liste setzen (siehe auch Beitrag Atemlos durch die Nacht“, da werden auch die Fachbegriffe näher erläutert). 

Unvermittelt fragte er mich dann: „Oder sind Sie etwa bei der Technikerkrankenkasse versichert?“.

Das war das erste Mal, dass ich davon hörte, dass die TK offenbar einen Sonderstatus hat. Leider im negativen Sinn.

Der Arzt ließ mich nämlich wissen, dass er mich erst auf diese Notfall-Liste setzen könne, wenn ich eine Kostenübernahme-Bestätigung der TK habe. Bei allen anderen Krankenkassen sei das kein Problem, aber die Techniker würde einen Aufenthalt im Schlaflabor in der Regel nicht bezahlen. Das konnte und wollte ich zunächst nicht glauben. Als ich mich dann aber mit der Kasse in Verbindung setzte um diese Bescheinigung zu erhalten, erfuhr ich, dass der Arzt natürlich Recht hatte.

Hier beginnt der komplett absurde Teil der Geschichte:

 

Das „ambulante Schlaflabor“

Die Dame an der TK-Hotline erklärt mir, dass sie mir keine Kostenübernahme bestätigen kann, weil das gesetzlich gar nicht erlaubt sei. Die TK sei hier keine Ausnahme, sondern das sei bei allen gesetzlichen Kassen so. So lange es eine günstigere Methode gibt, darf die Kasse keine teurere Variante bezahlen. 

Aber was ist denn die günstigere Alternative?

Die Antwort auf diese Frage bringt meine Synapsen fast zum schmelzen: „Ein ambulantes Schlaflabor!“…???!?

Verblüfft entgegne ich, dass man doch in einem Schlaflabor schlafen muss und ambulant bedeutet doch genau das Gegenteil – also, dass man nicht dort schläft.

Ja, das sei für den Laien schwer verständlich, aber es sei eben so. Ich solle mir ein ambulantes Schlaflabor suchen.

Ja, ich bin ein Laie, aber ganz bescheuert bin ich (noch) nicht. Also fange ich an zu recherchieren.

Ich finde heraus, das eine Polygraphie manchmal auch als ambulante Polysomnographie bezeichnet wird.
Kurze Erläuterung (mehr dazu hier): 

  • Polygraphie: Aufzeichnung einiger Parameter während des Schlafs. Häufig als erste Untersuchung, meinst ambulant (zu Hause).
  • Polysomnographie: es werden deutlich mehr Parameter erfasst, kann nur stationär in einem speziell ausgestatteten Schlaflabor durchgeführt werden.

In meinem Fall geht es aber um eine „echte“ Polysomnographie, eine Polygraphie habe ich ja schon gemacht.

Ich telefoniere nochmal mit dem Krankenhaus und werde in meinen bisherigen Erkenntnissen absolut bestätigt.

Ok, ok… Die Dame bei der TK hat mich offenbar falsch verstanden: sie ging wohl davon aus, dass es um eine Polygraphie geht. Aber ich hatte doch erwähnt, dass ich die schon gemacht habe?! Naja, kann ja mal passieren. Also rufe ich erneut bei der TK an.

Sicher muss ich nicht erwähnen, dass man jedesmal eine andere Person am Telefon hat wenn man eine Hotline anruft. Ich beginne also wieder ganz von vorne mit meiner Geschichte (die ja bis hierhin noch recht übersichtlich und kurz ist – das wird sich ändern!).

Symbolbild: Polysomnographie in einem Schlaflabor

Diesmal weise ich ganz explizit darauf hin, dass bereits eine Polygraphie durchgeführt wurde. Es geht jetzt um eine weitergehende Untersuchung im Schlaflabor. Dringend, Notfallliste etc. Mittlerweile habe ich auch den schriftlichen Bericht des Brüderkrankenhauses in das Portal der TK hochgeladen.

Die freundliche Dame hat auch alle Informationen vorliegen, erzählt mir aber den gleichen Käse wie bei meinem ersten Telefonat. Es wird kein Aufenthalt im Schlaflabor bezahlt, sondern ich solle mir ein ambulantes Schlaflabor suchen. Ich bin fassungslos.

Irgendwie muss ich es anders versuchen: ich bitte die Dame darum, mir Adressen von ambulanten Schlaflaboren zu nennen. Dafür, so erklärt sie mir, sei nicht die Krankenkasse zuständig, sondern ich müsse mich hierzu an die Kassenärztliche Vereinigung wenden.

Warum hat man mir das bei meinem ersten Telefonat nicht gleich gesagt?

 

Die Kassenärztliche Vereinigung (KV)

Eine Aufgabe der KV ist es tatsächlich, Termine für Patienten bei Fachärzten zu organisieren. Hier sollte ich also an der richtigen Adresse sein.

Als erstes besuche ich die Internetpräsenz der KV. Hier kann man schon Terminanfragen für Fachärzte online abgeben. Da aber nach einem Notfall-Code gefragt wird, komme ich so nicht weiter und wähle wieder einmal die Nummer einer Hotline.

Nachdem ich mein Anliegen kurz geschildert habe, rastet die zunächst freundliche Dame ziemlich aus. Was die TK sich hier erlaube, sei der Gipfel der Frechheit. Den erstens gebe es so etwas wie ein ambulantes Schlaflabor nicht (das widerspreche sich ja schon im Begriff!) und zweitens würde die KV keine Termine für Schlaflabore (auch nicht für einen stationären Aufenthalt) vermitteln. Sie hätten überhaupt keine Schlaflabore in ihrer Datenbank. Sie könne nicht verstehen, warum das immer bei der TK ein solches Problem sei.

Nachdem sie sich wieder beruhigt hat und einen deutlich freundlicher Ton angeschlagen hat, frage ich nach, ob das denn ausschließlich bei der Technikerkrankenkasse so sei. Sie bestätigt das. Bei allen anderen Krankenkassen sei das überhaupt kein Problem.

Das ist also jetzt schon die zweite Bestätigung dafür, dass die TK hier eine Sonderstellung einnimmt.

Etwas schlauer, aber immer noch ohne eine Lösung beende ich das Telefonat mit der KV.

 

Wie man sich professionell im Kreis dreht

Ehrlich gesagt, fühle ich mich zu diesem Zeitpunkt ratlos und ziemlich alleingelassen. Mir ist nicht klar, wie ich jetzt weitermachen soll. Da mir keine andere Lösung einfällt, rufe ich erneut bei der TK an und bitte um Hilfe. Wieder erzähle ich meine ganze Geschichte, wieder wird mir erklärt, dass die TK die Kosten nicht übernimmt, wieder wird mir gesagt, ich solle mich um einen Termin in einem ambulanten Schlaflabor kümmern, wieder wird mir hierzu die KV empfohlen. Natürlich erwähne ich auch mein Telefonat mit der KV und zitiere die Dame wörtlich. 

Der verbale Bumerang folgt auf dem Fuße: die KV würde es sich ja schön einfach machen. Natürlich seien die zuständig für die Vermittlung von Fachärzten, somit auch von Schlaflaboren.

Wir drehen uns im Kreis, verdammt noch mal! Der eine schiebt dem anderen die Zuständigkeit in die Schuhe und umgekehrt. So komme ich keinen Millimeter weiter.

Da ich nicht schon wieder ergebnislos auflegen möchte, hake ich immer und immer wieder nach, ob es denn keine Möglichkeit gebe, auf anderem Wege an Adressen von ambulanten Schlaflaboren zu kommen. 

Hatte ich erwähnt, dass ich zwischenzeitlich natürlich im Internet nach Schlaflaboren gesucht, und auch bei einigen angerufen habe? Die Reaktion auf meine Frage nach einem ambulanten Schlaflabor, war jedes Mal die gleiche: „Ein ambulantes Schlaflabor? Sowas gibt’s nicht. Klingt, als seien sie bei der TK versichert…“ kein Witz! 

Wenn ich also noch irgendeine Bestätigung gebraucht hätte, dass das Problem hinlänglich bekannt ist, hätte ich sie hier vielfach bekommen.

Das HQ der TK in meinen Albträumen

Aber zurück zu meinem Telefonat mit der TK: meiner Hartnäckigkeit geschuldet, bekomme ich die Telefonnummer des Fachzentrums für ambulante Medizin. Eine Einrichtung der TK. Warum denn nicht gleich so? Das klingt ja so, als hätten die Ahnung von der Materie und würden einem nicht so einem Mist erzählen.

Also frisch ans Werk und bei diesem Fachzentrum angerufen! 

Da es sich um ein Fachzentrum handelt, sitzen dort sicher Fachleute. Und was haben Fachleute? Richtig: Vorzimmerdamen (sorry, hier bringt alles Gegendere nix, es sind immer Damen). Ich kann also nur eine Rückrufbitte hinterlassen, was ich selbstverständlich tue. Die Vorzimmerdämin hat der Fachleutin (Schluss jetzt!) tatsächlich meine Bitte ausgerichtet und nur wenige Stunden später erhalte ich einen Anruf.

Am Telefon ist eine Frau Dr. Sowieso (Name vergessen). Sie beginnt mit ihren Ausführungen kurz nach dem Urknall. Erklärt mir was Schlafapnoe ist, welche Untersuchungs- und Behandlungsmethoden es gibt usw. Ich lasse sie reden – das tut sie offenbar gerne, ich kenne das.

Unterm Strich kommt bei diesem Telefonat raus, dass ich mich an die KV wenden soll um einen Termin in einem ambulanten Schlaflabor zu bekommen.

HABEN DIE BEI DER TK ALLE LACK GESOFFEN???

Allmählich platzt mit die Hutschnur – wie die schon häufiger erwähnte Freundin, ihres Zeichens Fachfrau für Redewendungen und Sprichworte jeglicher Art, sagen würde.

Meine gesamte Argumentation, meine gesammelten Aussagen von Schlaflaboren etc. verhallen ungehört.

Ich versuche meine allmählich überschäumende Wut im Griff zu behalten, was mir leidlich gelingt. Immerhin hat sie einen heißen Geheimtipp für mich. Sie gibt mir eine Telefonnummer eines TK-Mitarbeiters, der mit evtl. Kontakdaten von Schlaflaboren geben könne. 

der Info-Dealer

Natürlich stelle ich mir sofort einen schmierigen Typen in Trenchcoat vor, den man nachts in einer dunklen Ecke eines zwielichtigen Stadtviertels trifft. Er trägt einen Hut den er tief ins Gesicht gezogen hat, raucht filterlose Zigaretten und hat eine tiefe, raue Stimme. Ich schweife ab, sorry!

Endlich folgt ein Telefonat, das außer Zeitaufwand noch etwas anderes mit sich bringt. Der Geheim-Tipp-Agent schickt mir eine Email in der 7 Schlaf-Labore aufgelistet sind, die ambulante Untersuchungen, also Polysomnographien anbieten. Auch ihm hatte ich alles genau erklärt. Polygraphie schon gemacht usw. Ja, ja! Das seien alles Adressen die genau auf mein Problem zugeschnitten, und auch noch in einem Umkreis von 200km um meinen Wohnort sind.

Also jetzt bin ich aber gespannt!

 

Wieviele Nieten können in einer Lostrommel sein?

Natürlich habe ich mich mit allen genannten Schlaflaboren bzw. Krankenhäusern in Verbindung gesetzt. Um es kurz zu machen:

  • 2 der genannten Krankenhäuser haben gar kein Schlaflabor
  • 1 Krankenhaus hat nur ein Schlaflabor für Säuglinge
  • 4 wollten wissen, ob ich bei der TK versichert bin, da ich nach etwas frage, was es nicht gibt. Eine Klinik ließ mir sogar ein Schreiben per Post zukommen, welches sie extra für Patienten der TK verfasst hatte und in dem die Problematik geschildert wird.

Soviel zu der Liste des geheimen Geheim-Agenten der TK. 

Müll. Nichts als ein großer Haufen Müll. 7 Lose, 7 Nieten. Ich könnte jetzt mathematische Berechnungen anstellen um die Trefferquote zu ermitteln, aber ich hatte Mathe bei Herrn Heuser. Ich lasse es.

 

Die Sache mir der unterlassenen Hilfeleistung

Neben aller launigen Erzählung will ich kurz in Erinnerung rufen, dass das alles kein Spaß war. Mir ging es wirklich nicht gut. So mies, dass ich meinen Job kaum noch machen konnte und allmählich Schwierigkeiten hatte, meinen Alltag zu meistern. Die unendliche Müdigkeit und Ausgelaugtheit vermag ich kaum in Wort zu fassen. Zudem machten mir die Ärzte ein bisschen Angst, da sie immer von extrem hohem Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall & Co. redeten.

Es musste was passieren und zwar schnell.

In meiner Verzweiflung rufe ich erneut im Brüderkrankenhaus an. Die auffällig nette Dame im Vorzimmer des Chefarztes kennt mich schon. „Sind sie immer noch nicht weiter gekommen?

Auch nach mehreren Wochen intensiver Anstrengung und Recherche, leider nein.

Ich will nun wissen, was so ein Aufenthalt im Schlaflabor kostet. Nicht aus Neugier, sondern um Abschätzen zu können, ob ich mir das aus eigener Tasche leisten könnte. Die Dame verbindet mich mit dem Chef. 

Als er hört was ich in der Zwischenzeit alles erlebt habe wird er richtig sauer. Nicht auf mich natürlich. Er rät mir dazu, einen Rechtsanwalt hinzuzuziehen und juristisch gegen die TK vorzugehen. In seinen Augen sei das unterlassene Hilfeleistung. Die TK spiele aus Kostengründen mit der Gesundheit und dem Leben ihrer Patienten. Unmöglich sei das!

Der letzten Aussage kann ich vollumfänglich zustimmen, aber ob das juristisch gesehen als unterlassene Hilfeleistung gewertet wird, kann ich nicht beurteilen.

Jedenfalls will ich mein Geld lieber in meine Behandlung investieren statt in einen Rechtsstreit mit der Krankenkasse. 

Anmerkung: ja, mein eigenes Geld, denn sowas wie eine Rechtsschutz-Versicherung habe ich nicht (mehr). Genau mit einer solchen habe ich extrem schlechte Erfahrung gemacht und es war einer der Gründe, warum ich alle meine Versicherungen (die man nicht zwingend braucht) gekündigt habe. Meine Erfahrungen und meine daraus resultierende Einstellung gegenüber Versicherungen aller Art würden jetzt aber komplett den Rahmen sprengen.

Jedenfalls kann auch der Chef mir nicht sagen was das kostet. Auf die Idee das selbst zu bezahlen wäre noch niemand gekommen. Das ginge auch gar nicht. Immerhin habe man einen rechtlichen Anspruch darauf. Tja, aber nur, wenn man nicht bei der TK versichert ist…

 

Herr W. aus T. an der M.

Irgendwer erzählt mir dann, dass die TK auch ein Büro in Trier hat. Das wusste ich nicht und auf die Idee bin ich noch gar nicht gekommen.

Umgehend will ich dort einen Termin ausmachen. So von Angesicht zu Angesicht bewegt sich hoffentlich mehr, als in diesen nervigen Telefonaten mit immer unterschiedlichen Personen.

Ich hätte es ahnen können: einen Termin kann man dort nicht vereinbaren. Naja, fairer Weise muss man wohl sagen, dass man keinen vereinbaren muss. Man kann einfach hingehen.
Umgekehrt bedeutet das natürlich, dass man Wartezeiten in Kauf nehmen muss. In meinem Fall aber „nur“ ca. eine Stunde.

Dann sitze ich vor Herrn W. . Ein waschechter Trierer, der das Herz offenbar an der richtigen Stelle und auch eine ordentliche Portion gesunden Menschenverstandes hat. Als er meine Geschichte hört, sagt er wortwörtlich: „Datt giddet doch nit?!“ (Für alle nicht Trierer: „Das gibt es doch nicht?!“).
Doch, mein lieber Herr W. . Genau so ist es. Und von ihnen hätte ich jetzt gerne einen Lösungsvorschlag. Herr W. ist komplett auf meiner Seite. Er fragt zum Beispiel, warum ich denn nicht schon längst Krank geschrieben sei, denn es sei ja lebensgefährlich in meinem Zustand fast täglich mehrere hundert Kilometer Auto zu fahren.
Letztlich sind ihm natürlich die Hände gebunden und er kann da keine Entscheidung treffen. Aber er legt in meinem (und seinem!) Namen schriftlich Beschwerde ein. Er schreibt alles genau auf, schildert sehr detailliert das Dilemma und schickt das dann an die entsprechende Abteilung.

Zum Schluss gibt er mir dann noch den Tipp, mir von einem Facharzt (z.B. HNO) eine Notfall-Überweisung mit Code geben zu lassen. Das würde mich bei der KV vielleicht weiter bringen.

Moment mal! Notfall-Überweisung? Code? Das kommt mir doch bekannt vor?!
Dann fällt es mir wie Schuppen aus den Haaren (ich zitiere wieder besagte Freundin). Auf der Internetseite der KV wurde doch nach einem Code gefragt. Das könnte der entscheidende Hinweis sein!

Also rufe ich sofort bei „meinem“ HNO an. Den habe ich erst einmal gesehen und seine Praxis liegt tief im Saarland. Er hatte bei mir die aller erste Untersuchung im Zusammenhang mir meiner Schlafapnoe gemacht und mir eine Überweisung für die Pneumologie in Trier ausgestellt (der Hauptgrund meins Besuchs). Er ist ja ein Fachmann, also telefoniere ich mit seiner Vorzimmerdame. Die wiederum spricht kurz mit dem Chef und sagt mir, dass das gar kein Problem sei. Super!

Einen kleinen Haken gibt es dann doch: mittlerweile hat ein neues Quartal angefangen und sie brauchen meine Versichertenkarte. Wenns nur das ist… Am nächsten Tag fahre ich ins Saarland und hole meine Überweisung ab.

Herr W. aus T. an der M. hatte mir eingebleut, dass da ein Code drauf stehen muss. Weiß ich doch! Ich bin doch kein Anfänger, hehe.

Leider ist meine Überweisung ohne Code. Ich frage nach. Der Chef kommt persönlich nach vorne. Von so einem Code hat er noch nie gehört. 

Später werde ich bei der KV in Erfahrung bringen, was der Arzt genau tun muss um solche Codes zu erhalten. Diese kann er nach Erhalt (als Aufkleber – Willkommen im 21. Jahrhundert!) auf die Überweisungen kleben. Ich telefonieren nochmal mit meinem HNO und kläre ihn darüber auf.

Zurück zu meiner Überweisung: mein Arzt hat keine Aufkleber, hat aber mit Kuli auf die Überweisung geschrieben, dass es wirklich dringend ist. Jeder tut was er kann…

Allerdings interessiert ihn jetzt doch, wofür ich das überhaupt brauche. Ich gebe meine Geschichte zum Besten und er flippt aus. Im Prinzip sagt er das Gleiche wie der Doc in Trier: Rechtsanwalt einschalten, klagen, unterlassene Hilfeleistung. 

Joa, hätte ich Euer Gehalt, Freunde, würde ich das evtl. tun. Aber so: geht nich wegen is nich!

 

Zweiter Auftritt der Dr. Sowieso

Wir erinnern uns: Herr W. aus T. an der M. hatte ja eine offizielle Beschwerde formuliert und an die zuständige Abteilung seines Arbeitgebers (TK) gesendet.

Ein paar Tage später meldet sich eben diese zuständige Abteilung telefonisch bei mir. Am Apparat: Frau Dr. Sowieso!

Leise wimmernd beiße ich in meine Schreibtischplatte. Meine Beschwerde ist doch tatsächlich bei dieser blöden, redseligen Amsel gelandet. Ich bin gefi**t. Komplett gefickt! Das wars.

Als sie dann wieder beim Urschleim anfangen will, unterbreche ich sie relativ barsch. Mittlerweile sehe ich wirklich keinen Grund zur Zurückhaltung mehr. Sollte sie nur angerufen haben um mir wieder den gleichen Scheiß wie beim letzten Mal zu erzählen, können wir ihre und meine Lebenszeit sparen und das Gespräch sofort beenden, sage ich zu ihr.

Brüskiert gibt sie mir eine blöde Antwort und legt auf. 

Sie kann wirklich froh sein, dass sie mich nur am Telefon hatte und mich nicht vor ihrem – sicher gigantischen – Schreibtisch sitzen hatte. Ich koche vor Wut!

 

Die Letzte Rettung: Kommissarin Zufall

In meiner Ohnmacht starte ich einen allerletzten Versuch. Sollte dabei nichts rauskommen, werde ich eben an einem Herzinfarkt verrecken. Vielleicht überlebe ich den ja auch und dann zahlt auch die TK eine Untersuchung im Schlaflabor. Das ist mein voller Ernst! In irgendeinem der vielen Telefonate hat man mir das eröffnet. Meine Erwiderung, dass ich das zynisch fände und ich ja eben eine Therapie machen will um genau das zu verhindern (und der TK damit einen Haufen Geld sparen würde), verhallt abermals ungehört.

Ich greife zum Telefon und rufe ein letztes Mal bei der KV an. Immerhin habe ich ja mittlerweile eine Überweisung auf der mit Kuli geschrieben steht, dass es wirklich dringend ist. Im tiefsten Inneren bezweifle ich zwar, dass man das als Notfall-Überweisung gelten lässt – und selbst wenn, die KV kann ja keine Termine in Schlaflaboren vermitteln – aber mit dem Mut der Verzweiflung wähle ich die Nummer (mittlerweile auf Speed-Dial. Scherz!).

Der Stimme nach meldet sich eine etwas ältere, sehr ruhig und lieb wirkende Dame. Ich schildere meine Situation (mittlerweile habe ich darin ja Übung). Sie hört aufmerksam zu und gibt zwischendurch immer wieder schmatzende Geräusche von sich. Wie eine Omi die ihrem Enkel zuhört und besorgt und erschüttert darüber ist, was der ihr berichtet. 

Was dann passiert würde ich nicht glauben, hätte ich es nicht selbst erlebt: Nach der üblichen Bestätigung, dass es immer nur Probleme mit der TK gebe und vielen Beileidsbekundungen sagt sie plötzlich: „Bleiben sie mal in der Leitung. Ich habe da eine Idee!“. Was kommt jetzt?

Die liebe KV-Omi MUSS genau so ausgesehen haben.

Die nächsten 5 Minuten vergehen wie in Zeitlupe und ich platze fast vor Spannung. Dann ist sie wieder in der Leitung: „Hallo? Sind sie noch dran?“. Aber sowas von!

Mit ihrer ruhigen Stimme fährt sie fort: „Letzte Woche war ich mit einer Freundin Kaffee trinken. Die hat mir von ihrem Mann erzählt, der auch unter Schlafapnoe leidet und ebenfalls bei der TK versichert ist. Der hat den gleichen Kampf wie sie gekämpft. Mit einem guten Ende!

Die Spannung ist ins Unermessliche gestiegen. Ich kann die Luft knistern hören. Weiter, weiter!

Ich habe sie gerade angerufen – also meine Freundin. Also der Mann von meiner Freundin – wissen sie die, mit der ich Kaffee trinken war – also ihr Mann hat eine Ärztin in Bad Neuenahr gefunden, die ihm helfen konnte. Meine Freundin (Anm. d. Red.: mit der sie Kaffe trinken war) wusste den Namen nicht mehr, aber die Nummer hat noch auf dem Block neben dem Telefon gestanden. Ich geb sie ihnen mal. Ich wünsche Ihnen viel Glück und alles Gute!

Ganz ehrlich: ich war im wortwörtlichen Sinn zu Tränen gerührt. Selbst jetzt, da ich diese Zeilen schreibe. Es ist ein so schönes Gefühl, wenn man merkt, dass jemand einem helfen will. Besonders, wenn es eigentlich gar nicht sein Job ist. Danke liebe KV-Omi. Leider weiß ich deinen Namen nicht mehr, sonst würde ich dir leckere Pralinen und Blumen schicken! Ehrlich. Alleine schon für den Versuch mir weiter zu helfen. ❤️

Vielleicht merkt man an dieser Stelle, dass ich wirklich mir den Nerven runter und ehrlich verzweifelt war.

Da dieser Blog-Beitrag jetzt schon so lang ist, dass ich bezweifle, dass irgendwer bis hier hin liest, kürze ich nun etwas ab.

  • ich habe die Praxis in Bad Neuenahr erreicht
  • da sie ganz neu eröffnet wurde und noch wenige Patienten hat, bekomme ich schon ein paar Tage später einen Termin
  • die TK-Problematik ist auch hier bekannt und man hat eine sehr pragmatische Lösung (das sagt man mir so nicht, aber ich sehe ja wie es bei mir läuft): es wird einfach eine weitere Polygraphie gemacht, das Ganze wird aber als ambulante Polysomnographie verkauft => TK zahlt.
  • 2 Tage nach meinem ersten Termin bekomme ich schon mein CPAP-Gerät und die Therapie, die auch sofort Wirkung zeigt, geht los.

Die Zufälle noch einmal kurz zusammengefasst:

  • ich erwische die richtige Person an der Hotline der KV
  • die war mit der richtigen Freundin, zum richtigen Zeitpunkt Kaffe trinken
  • die beiden haben sich über da richtige Thema unterhalten
  • die Dame der KV konnte sich noch an das Gespräch erinnern
  • sie hat augenblicklich besagte Freundin (ja die, mit der sie Kaffee trinken war) telefonisch erreicht
  • die Nummer der Arztpraxis stand noch auf dem Block neben dem Telefon
  • ich bekomme schnell einen Termin
  • die TK scheint die eigenwillige Vorgehensweise zu akzeptieren.

Wenn auch nur einer der 8 Punkte anders gewesen wäre, weiß ich nicht auf welchem Stand ich heute wäre. Natürlich freue ich mich sehr, dass die ganze Nummer doch noch ein gutes Ende genommen hat.

Aber mal ehrlich: das kann doch nicht die Norm sein? Und was ist mit all den anderen Patienten mit Schlafapnoe die bei der TK versichert sind? Das habe ich bis heute noch nicht in Erfahrung gebracht. 

Solltest du auch Erfahrung mit der TK haben, schreib mir doch gerne einen Kommentar oder eine Email. Ich würde mich sehr freuen.

 

Cheers!

 

Wie immer der Hinweis: ich bin KEIN ARZT und erteile hier auch keine medizinischen Ratschläge. Ich schildere hier nur meine ganz persönlichen Erfahrungen. Wenn Du gesundheitliche Probleme hast, frage bitte deinen Arzt. Ansonsten stehe ich für Fragen, was meine persönlichen Erfahrungen angeht, jederzeit zur Verfügung.

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