Sweetwater

 

 

 

11. November 2025

 

Meine Suche nach dem richtigen Drink

 

„No Bullshit!“ – damit wirbt der Getränkepulver-Hersteller Holy. Ehrlich gesagt ist es genau dieser Satz, der mich am meisten aufregt.

Aber schön der Reihe nach: Mein gutes und schlechtes Gewissen in Personalunion hört auf den wunderbaren Namen Sandrine. Seit 30 Jahren meine beste Freundin und stets um mich und meine Gesundheit besorgt. Das nervt manchmal gehörig, aber ich bin ihr unendlich dankbar dafür. Dicker Kuss!

Sandrine war, wie einigen anderen auch, aufgefallen, dass ich meinen täglichen Flüssigkeitsbedarf quasi ausschließlich mit Kaffee und Cola light decke. Sie ist so hartnäckig am Ball geblieben, dass ich letztendlich doch etwas ändern wollte und musste.

Schon als Kind habe ich ungewöhnlich viel getrunken und das ist bis heute so geblieben. Auch wenn das unglaubwürdig klingt, 6-8 Liter müssen es pro Tag schon sein. Eher mehr. Keine Ahnung wo das hingeht und wieso das so ist. Ich mache regelmäßige Tests, um zu sehen ob ich Diabetes habe, dem ist aber zum Glück nicht so.

Wenn man also säuft wie eine Kuh und Wasser meidet als hätte man Tollwut, braucht man kein Diplom-Mathematiker zu sein, um zu merken, dass das ganz schön ins Geld geht. Und dann auch noch die ganze Logistik (volle Flaschen heim, Lagerung, leere Flaschen zurück…). Vom Plastikmüll erst gar nicht zu sprechen.

Ja und dann auch der gesundheitliche Aspekt. Jeder sagt mir, dass es nicht gut sein kann, soviel Cola light zu trinken. Der ganze Süßstoff und das alles… Vielleicht bin ich eine große Ausnahme, aber ich saufe die Plörre seit mehreren Jahrzehnten und merke bis jetzt keine negativen Auswirkungen.

Ach übrigens: Dass man von Light-Getränken Hunger bekommt und somit dick wird ist falsch. Aber da will ich jetzt nicht näher drauf eingehen, denn es soll ja um etwas ganz anderes gehen. Aber um was eigentlich? Geduld, Geduld, ich komme ja gleich dazu!

 

 

Holy

Es musste und sollte sich also was ändern. So machte ich mich auf die Suche nach einer gesünderen, günstigeren und logistisch einfacher zu bewältigenden Alternative. Was lag da näher, als sich die, in den sozialen Medien, den Supermärkten und mittlerweile auch der Fernsehwerbung omnipräsente Marke Holy näher anzusehen.

Da ich viel auf YouTube unterwegs bin und auch viele Kanäle dort abonniert habe, wird man ja mit Werbung für dieses Pulver förmlich zugeballert. Die üblichen Verdächtigen, die für Geld auch den letzten Mist bewerben, beeindrucken mich wenig. Aber als ich dann gesehen habe, dass auch seriöse Kanäle plötzlich Werbung für Holy machten, Kanäle, die sonst eher keine Werbung machen, war mein Interesse geweckt…

…und nach wenigen Minuten schon wieder erloschen – also zumindest mein Kaufinteresse. Dem Phänomen des Erfolges dieses Pülverchens bin ich seitdem auf der Spur und versuche es zu verstehen. Bislang völlig erfolglos.

Was war passiert? Warum ist mein Kaufinteresse sofort erloschen?

Zum einen ist da der Preis. Das Zeug ist einfach wahnsinnig teuer, wie ich finde. Um genau zu sein, kostet es 3,72mal so viel wie meine geliebte Cola. In Euro bedeutet das: Holy 1,60 €/Liter gegen River Cola (Aldi) 0,43 €/Liter. Lecko mio! Das ist mal ein Unterschied. Aber für die Gesundheit und die Umwelt tut man ja so einiges, oder?

Ok, mal sehen was drin ist. In der Werbung heißt es ja, dass Holy eine gesunde Alternative zu Softdrinks ist. „Geschmack! No Bullshit!“ – wir erinnern uns. Gesunde Alternative, ja? Das kommt wohl sehr darauf an, was man miteinander vergleicht. So stellt das Abwasser aus einem städtischen Kanal sicher auch eine gesunde Alternative zu dem Löschwasser nach der Katastrophe in Fukushima dar. Saufen würde ich beides nicht. Aber bevor ich hier weiter seltsame Vergleiche ziehe, hier der Originaltext einer Holy-Dose (siehe Info-Box). Macht Euch selbst ein Bild:

Original Artikel-Text Holy Açaí Anaconda

2 Anmerkungen vorweg:

  1. Es handelt sich hier um einen „Energy-Drink“. Aber auch die werden mit dem „No Bullshit“-Bullshit beworben.
  2. Die fett gedruckten Hervorhebungen stammen von mir. Ich habe mal markiert, was ich – gelinde gesagt – etwas fragwürdig finde. Vor allem für „No Bullshit!“

Inhaltsstoffe – Açaí Anaconda

Nahrungsergänzungsmittel mit Süßungsmitteln. Mit L-Tyrosin, Cholin, Koffein, Vitaminen, Inosit, Piperin und Pflanzenextrakten. Erhöhter Koffeingehalt. (160mg pro 7g Portion). Für Kinder und schwangere Frauen nicht empfohlen.

Zutaten: 
Inulin, geschmacksgebende Mischung (Färbendes Lebensmittel (Rote Beetesaftpulver)), natürliches Aroma, Inulin, Süßungsmittel (Acesulfam K, Sucralose), natürliches Aroma mit Koffein, Trennmittel (Siliciumdioxid), L-Tyrosin, DL-Cholinbitartrat (LipoCholine®), Grüntee-Extrakt (enthält L-Theanin), Natriumcitrat, Säuerungsmittel (Zitronensäure, Äpfelsäure), mikroverkapseltes Koffein (NewCaff75®), L-Ascorbinsäure, Inositol, Trennmittel (Siliciumdioxid),Nicotinamid, Calcium-D-pantothenat, Riboflavin, Cholecalciferol, Pyridoxinhydrochlorid, Cyanocobalamin.

Hinweis:
 Enthält Koffein (160mg pro Portion) & Grüntee-Extrakte, die Epigallocatechin-3-gallat enthalten (EGCG). Die tägliche Verzehrmenge (7g) darf nicht überschritten werden. Eine Tagesdosis von 800mg EGCG sollte nicht überschritten werden. Nicht für Kinder, Schwangere oder stillende Frauen geeignet. Sollte nicht verzehrt werden, wenn am selben Tag andere Erzeugnisse mit großen Mengen grünem Tee konsumiert werden. Nicht auf nüchternen Magen verzehren. Nicht als Ersatz für eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung sowie gesunde Lebensweise verwenden. Außerhalb der Reichweite von kleinen Kindern lagern. Bei Raumtemperatur (bis 21°C), trocken und vor Sonneneinstrahlung geschützt lagern.
Ungeöffnet mindestens haltbar bis Ende: siehe Dosen-Boden.
Nach dem Öffnen schnell verbrauchen.

Sorry, aber ich finde das klingt nach jeder Menge Bullshit und in der Anwendung wie ein kompliziertes Medikament. Warum das Zeug so unglaublich erfolgreich ist und fast jeder YouTuber (auch viele von denen ich es niemals erwartet hätte) dafür Werbung machen, ist mir schleierhaft. Ist es wirklich nur der schnöde Mammon? Was offensichtlich ist: Die Marketingabteilung von Holy macht einen exzellenten Job.
 Aber vielleicht verstehe ich es auch einfach alles nicht. Wenn mich jemand von Euch erleuchten kann: Bitte erklärt es mir!

Mein nächster Versuch:

 

 

Waterdrop

Hier war ich weniger kritisch und habe einfach mal ein Probierset bestellt. Man kann ja nicht immer nur den Skeptiker spielen…

Gleich beim Öffnen sind mir aber schon 3 Dinge aufgefallen:

      1. war ich darüber verwundert, dass jedes Würfelchen in einem eigenen Plastikbehälter daherkommt
      2. war ich erstaunt über die Winzigkeit dieser Würfel (ich kannte Stevia ja noch nicht 😉)
      3. bin ich fast verzweifelt, als ich versucht habe die Schutzfolie von dem Plastikbehälter abzuziehen (später habe ich erfahren, dass ich nicht der Einzige bin dem es so geht)

Aber gut, frei nach dem Motto “Don’t judge a book by its cover“, rein mit dem Mikrowürfel in die angegebene Menge Leitungswasser. Nach dem Auflösen kurz geschüttelt und dann der erste Geschmackstest: meine Güte, welch eine Enttäuschung! Es schmeckt nach irgendwas. Aber nach was genau, kann ich nicht identifizieren. Die Intensität dieses Geschmacks erinnert mich sofort an eingeschlafene Füße oder mein Lieblingsthema ‚Homöopathie‘. Es muss sich hier um eine vieltausendfache Verdünnung des gewollten Geschmacks handeln. Also weitere Würfel hinein! Nachdem ich dann 4 oder 5 Würfel in der Menge Wasser, die für einen angegeben war, aufgelöst hatte, dachte ich: ‚Ja, ok. So gehts einigermaßen.’

Der Preis ist übrigens ähnlich wie bei Holy: 1,50 €/Liter. Da reden wir aber über die normale Dosierung. Bei der für mich akzeptablen Dosierung sprechen wir über 6 – 7,50 €/Liter. Da kann ich auch gleich Mariacron saufen…

Hier ärgert mich allerdings auch die Verarschung der Verbraucher mehr als alles andere – genau wie bei Holy. Ich kann es nicht haben, wenn Verbraucher/Käufer für dumm gehalten werden. Aber vielleicht sind sie (wir) das ja auch, denn immerhin sind diese Produkte recht erfolgreich.

So stellen sich WD-Chemiker JOHANNISBEEREN vor. 🧐

Was aber meine ich mit ‚Verarschung‘ im konkreten Fall? Nun, Waterdrop stellt auf allen seinen Internetseiten und Werbungen die Nachhaltigkeit und den Umweltschutz in den Vordergrund. Grundsätzlich begrüße ich das. Allerdings muss es dann auch so sein. Dann kann ich nicht jedes winzige Würfelchen in einen Plastikbecher einschweißen, oder? Jedenfalls komme ich mir dann verarscht vor. Aber es wird ja noch besser! Sucht man ein wenig auf der Internetseite, will einem Waterdrop weiß machen, dass auch die Plastikbecher (Blister nennen sie die) nachhaltig sind, da sie recycelt werden können (aber nicht wirklich werden). Denn wie wir dort lesen können (ich zitiere):

„Aufgrund der kompakten Größe und mehrschichtigen Struktur wird unsere Verpackung nicht immer von herkömmlichen Recyclingsystemen erfasst. Deshalb arbeiten wir mit Terracycle zusammen, einem Spezialisten für schwer-recycelbare Materialien. So können wir unserer Verpackung ein zweites Leben schenken.
Du kannst deine Blister einfach in einem waterdrop® Store zurückgeben und wir kümmern uns um den Rest. Die Behälter der Blister werden gesammelt, zu Terracycle geschickt und dort zu einem neuen Material verarbeitet, das Upcycle- oder Community-Projekten zugutekommt. So schließen wir den Kreis – gemeinsam mit dir.
Alternativ kannst du die Verpackung auch in der gelben Tonne entsorgen.“

 

Is‘ klar, ich fahre meinen Plastikmüll jetzt noch quer durch die Republik, um ihn in einem Waterdrop Store zurückzugeben. Es gib in ganz Deutschland nur 10 dieser Läden und per Post kann man seinen Müll nicht versenden. Also nur die können ihren Müll per Post versenden, wir können ihn aber nicht entleert zurückschicken.

Sorry, Waterdrop aber spart Euch das Nachhaltigkeitsgeschwafel! Für mich ist das schon Grund genug den Mist nicht mehr in Erwägung zu ziehen, weil mich so was auf die Palme bringt – falls man das noch nicht gemerkt hat. *hüstel*

Mir ist klar, dass das alles immer noch viel besser ist als volle Plastikfalschen mit Getränken (also überwiegend Wasser) durch die Gegend zu fahren. So ein kleiner Plastikbecher (oder Blister) ist auch weniger Verpackungsmüll als eine ganze Flasche (die aber unproblematischer recycelt werden könnte). Aber vielleicht verstehst Du trotzdem warum ich mir verarscht vorkomme. In meinen Augen ist das Greenwashing vom Feinsten.

 

 

Weitere Aromatisierungsversuche

Vielleicht fragt sich jetzt der oder die ein(e) oder andere (na, gestolpert beim Lesen? Nur ein Beispiel, warum ich in meinem Blog nicht gendere. Das ist für mich nichts Politisches, sondern hat was mit dem Lesefluss zu tun. Wer mich kennt weiß, dass mir das biologische, soziale, grammatikalische oder wasweißich Geschlecht am Allerwertesten vorbei geht und ich alle gleich behandle – Astronautin, Professor, Klofrau oder Klomann. Also bitte entspannen! 😘). Also nochmal von vorne. Neeeein – nicht von ganz vorne!

Wer sich jetzt fragt, warum ich nicht einfach Tee koche, hat einen Punkt. Immerhin gibt es da unendlich viele Sorten, es ist kostengünstig und (zum Teil) geschmacksintensiv. Das einzige Problem: es schmeckt mir nicht wirklich. Alle aromatisierten Früchtetees die ich probiert habe, riechen großartig, schmecken aber dann doch irgendwie alle gleich: leicht säuerlich. Kein einziger schmeckt nach dem, was auf der Packung steht (z.B. ‚Konzentration‘, ‚Entspannung‘ oder ‚Kirschgrütze‘). Dabei war ich so gespannt wie Konzentration wohl schmeckt. Naja, leicht säuerlich eben…

Außerdem stellt es einen logistischen Aufwand dar, den Tee erst zu kochen, dann abzukühlen, umzufüllen usw. Aber da gibt es ja noch die Tees, die in kaltem Wasser ziehen. Auch die habe ich ausprobiert. Die sind ok. Nicht wahnsinnig intensiv aber für den Sommer und eiskalt genossen, ok. Dabei ist es übrigens völlig egal welchen Hersteller man wählt. Ausprobiert habe ich (nach Preis absteigend sortiert): InFuuzed 720°DGREE, Teekanne FRIO und Eigenmarken von Aldi und Lidl.

Wirklich befriedigt hat mich nichts von allem, was ich bisher ausprobiert hatte.

 

 

BOLERO – für mich perfekt!

Wo und wie ich über die Firma Bolero gestolpert bin, kann ich gar nicht mehr sagen. Die Firma macht sehr wenig (oder gar keine?) Werbung – und vor allem nicht so ein ‚Geschiss‘ um ihre Produkte wie zum Beispiel Holy.

Man kann das Bolero-Pulver auch beim großen ‚A‘ bestellen, aber ich empfehle die Internetseite der Firma (bolero.de). Als ich die zum ersten Mal besucht habe, war völlig verblüfft wie viele Sorten es von Zeug gibt: über 100 (!) Geschmacksrichtungen.

Der Preis ist absolut ok. Er hängt stark davon ab in welcher Konzentration man das Getränk anmischt. Ein Beutel (8g) einer ‚normalen‘ Sorte reicht lt. Packung für 1,5 Liter. Allerdings kann man daraus auch locker 3 Liter anmischen und es ist immer noch recht intensiv (manchen sogar dann noch zu intensiv). Für mich, der es ja gerne sehr süß mag, sind 8g auf 2 Liter perfekt. Daraus ergibt sich dann ein Preis von 0,27 €/Liter. Es gibt spezielle Sorten (z.B. Energy-Drinks) da reicht ein Beutel nur für 0,5-1 Liter, aber diese Sorten verwende ich nicht.

Zuerst habe ich ein Probierpaket mit 24 Sorten bestellt, dann ein Paket mit 98 verschiedenen Sorten. Da sind dann auch einige merkwürdige Sorten wie (Pannacotta, Joghurt, Zimt, Mandel etc.) dabei. Daraus würde ich jetzt nicht unbedingt ein Erfrischungsgetränk herstellen, aber man sollte wissen, dass man das Pulver auch in Joghurt, Quark, Milch, Heißgetränken, Kuchenteig usw. verwenden kann. Da funktionieren diese exotischen Sorten ganz gut. Sorten wie Rum, Chili, Gurke, Tomate etc. habe ich noch gar nicht ausprobiert.  Meine absolute Lieblingssorte ist Eistee Zitrone. Langweilig, oder?

Damit man mir nicht den Vorwurf macht ich würde mit zweierlei Maß messen: auch in Bolero sind Süßstoffe. Auch das Pulver kommt in Plastiktütchen. Auch Bolero erwähnt die Nachhaltigkeit (da weniger Müll etc. als Plastikflaschen).

Das alles passiert aber nicht so marktschreierisch wie bei den anderen genannten Marken und wird auch nicht als die Neuerfindung des Rades propagiert. Das macht’s für mich deutlich sympathischer und ich komme mir nicht verarscht vor. Vor allem, weil ich den Preis mehr als fair finde.

Und nein, das ist keine Werbung für Bolero und ich bekomme schon erst recht kein Geld dafür. Es ist einfach nur meine ehrliche Meinung über ein, wie ich finde, ehrliches Produkt.

 

Cheers!

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